Für meinen täglichen Spaziergang habe ich mich heute mit Ines Bolle zum Hainturm verabredet. Die Rapsfelder strahlten in der Sonne. Unterwegs haben wir das Schild gesehen:
Wer war der Witzbold? Der blaue Gartenzwerg? Was hat er in dem braunen Sack? In dem Ort gibt es viele Grüne und auch Rote…Ärgert er sich da jetzt schwarz?
Der Hainturm ist Dank Engagement der Hainturmgesellschaft und privater Spenden wieder begehbar aber zur Zeit noch geschlossen. Ein kleines Mädchen hat erklärt, dass es der Turm von Rapunzel ist. Da kommt nur der Ritter hoch, wenn sie ihr Haar herab lässt. Aber bald wird bestimmt jemand vom Verein, den Turm für Besucher öffnen.
An der Pfeifferquelle baut Herr Brehme mit seiner Tochter einen Pavillon auf. Ihn kenne ich bereits aus den begeisterten Erzählungen von Heidi über den Bau der Laube der Phantasie im Schulgarten der Grundschule Oberweimar.
Zwei kleine Häuschen daneben auf dem Spielplatz sind schon fertig. Für mich als Ausweichquartier zu klein, aber für 2 bis 3 Kinder zum Spielen gut geeignet.
Heute habe ich mein erstes Buch von Robert Habeck gelesen „Wer wir sein könnten“ – Warum unsere Demokratie eine offene und vielfältige Sprache braucht. Mit aktuellem Nachwort. Es ist wirklich sehr aktuell und klug.
„Nichts ist verloren, aber kämpfen müssen wir“
so Habeck
Unterbrochen wurde ich heute von mehreren Telefonaten und Gesprächen mit ehemaligen Kolleginnen. Sie erzählten von üblen Erlebnissen mit meinen ehemaligen Chefs. Sie könnten und wollten gute Architektinnen sein. Leider bewegt sie das Verhalten inkompetenter Chefs und deren Mobbing oft zur Kündigung und sie überlegen sogar ihren Beruf aufzugeben. Die Atmosphäre in vielen Architekturbüros ist „verpestet“. In der Branche toben sich ungehemmt überdurchschnittlich viele Narzissten aus, so ist jedenfalls die Wahrnehmung vieler Architektinnen in Berlin und auch anderer Beobachter.
In einem anderen Blog habe ich ein paar Geschichten, Berichte und satirische Beiträge geschrieben. Bisher waren sie passwortgeschützt. Ich stelle sie nun öffentlich ins Netz: http://www.architektinnengeschichten.wordpress.com
Am Tag 14 habe ich angekündigt, daß ich noch erzählen werde, wie ich durch erfolgreiche Ermittlungstaktiken das Geheimnis der „Fetten Dorn“ herausgefunden habe. Heute bin ich daran erinnert worden. Hätte nicht gedacht, daß die Geschichte jemand interessiert. Also das war so:
Zu dem ersten Weimar-Tatort gab es ein Preview im Theater eine Woche vor der Ausstrahlung im ARD. Da Komparsen keinen Anspruch auf Eintrittskarten haben und es mir auch nicht gelungen ist im Vorverkauf und auch nicht über Preisrätsel im Radio und der Lokalzeitung eine Karte zu bekommen, musste ich meine Beziehungen im Weimarer Untergrund zu den anderen „Verdeckten-Ermittler-als-Tourist-verkleidet“ ausspielen. Von Hendrik Zürch habe ich eine Karte bekommen. Vielen Dank an dieser Stelle!
Roter Teppich in Weimar ist schon aufregend, obwohl ich es von Berlin gewohnt bin. Dort bin ich schon oft über den roten Teppich gestolpert, weil zum Beispiel grad mal am Ku’damm ein Film von Veronika Ferres uraufgeführt wird. Den größten Kreischalarm löste in Weimar Palina Rojinski aus, die ich bis dahin garnicht kannte.
Mit 800 Zuschauern im Theater einen Tatort schauen und gemeinsam bei den Gags lachen, das ist schon was Besonderes. Das Ende war ja auch sehr überraschend und sollte unbedingt bis zur Ausstrahlung nicht verraten werden. Das war eine besondere Herausforderung für das Tratsch- und Klatschvolk in Weimar.
Mein 10-Sekundenauftritt ist das Ergebnis eines Drehtages. Die Frau mit Rücksack ist einmal über den Theaterplatz gelaufen und war bestimmt 12 Sekunden im Bild. Hat aber auch keinen Mindestlohn bekommen.
Auf das anschließende Gespräch mit Darstellern und Mitwirkenden, habe ich mich auch sehr gefreut. Ich hätte gerne meinen Mut zusammen gefasst und an Kira Dorn die Frage gestellt, warum ihr Name so gewählt wurde und wie es sich damit lebt in der Rolle. Aber die sonst übliche Frage: „Hat noch jemand Fragen?“ blieb aus.
Bei der anschließenden Party in den Foyers, war Thema Nummer eins das Privatleben von Nora Tschirner. Niemand wusste, wer denn nun der Vater von ihrem Kind ist und ob sie ein Mädchen oder einen Jungen bekommen hat.
Ich hatte eine Mütze mit meinem Label „Dornies“ dabei, die ich gerne Kira Dorn für ihr Dörnchen geschenkt hätte. Aber die Stars haben sich bereits zurück gezogen. Auf dem Balkon beim Rauchen hat sich zufällig herausgestellt, daß der Kommissariatsleiter Stich zur gleichen Zeit wie ich in Ruhla gelebt hat und wir ein paar gemeinsame Bekannte haben. Dadurch kam ich mit dem Drehbuchautor ins Gespräch und konnte ihn fragen, ob er weiß, wo die beiden Kommissare jetzt sind. Er meint, die müssten eigentlich auch noch im Theater unterwegs sein. Die Frage ob sich Nora Tschirner einfach so ansprechen läßt und Geschenke annimmt, hat er bejaht und mir den Tipp gegeben, einfach beherzt auf sie zuzugehen. Also bin ich nochmal ein wenig durch die Foyers gelustwandelt, aber von den Schauspielern hat sich niemand mehr unter das Volk gemischt.
Bei der nächsten Zigarettenpause auf dem Balkon hinter dem Rücken von Goethe und Schiller traf ich wieder den Drehbuchautor. Er hat mir angeboten, das Geschenk Nora am nächsten Tag beim Frühstück im Hotel zu übergeben. Ich zeigte ihm die rote Kindermütze. Er fand sie sehr cool. Als Alternative zeigte ich ihm noch eine blaue Mütze. Er meinte aber, daß die Farbe Rot genau richtig ist und die blaue Dornie bekam er für seinen kleinen Sohn.
So konnte ich an der Bar der Frau vom Polizeichef in Weimar eine Neuigkeit verraten. Obwohl sie beim mdr arbeitet, hat sie die auch noch nicht gekannt. Sie mußte dann auch gleich ihrem Mann erzählen, wie Frau Dorn (also ich) herausgefunden hat, daß Kira Dorn (also Nora Tschirner) ein Mädchen auf die Welt gebracht hat. Er und seine Soko hatten das offensichtlich auch noch nicht herausgefunden. Ralf Kirsten der Polizeichef von Weimar bekundete Anerkennung für meine erfolgreiche verdeckte Ermittlungsarbeit. Tja, die wichtigen Themen werden immer im Raucherbereich besprochen.
Bin mit dem Fahrrad früh los und vom Ostkreuz bis Pankow durch die leere Stadt gefahren, um mir die Stadt anzusehen. Auf dem Weg habe ich mir auch ein paar realisierte Projekte angeschaut, die ich aus meiner Mitarbeit in einigen Berliner Architekturbüros aus der Planungsphase kenne.
Im Architekturbüro Baumschlager Eberle in Berlin habe ich 2 Monate gearbeitet. Spätestens beim Selbsterkennungsseminar an einem Wochenende auf einem Schloss in Brandenburg, wurde mir klar, dass der Chef Professor Gerd Jäger autistisch, idiotisch, knausrig ist und nur Blabla redet. Habe mir an meinem Geburtstag die Kündigung geschenkt.
Was seht Ihr auf dem Bild? Ich sehe einen schmierigen Typen, der den jungen hübschen Architektinnen die Architektur erklärt. Warum sind die jungen Männer ausgeblendet? Mit erfahrenen Architektinnen in seinem Alter also 50+ funktioniert das Bild nicht. Sie bekommen in der Situation immer ganz tiefe Stirnfalten und sichtbar schlechte Laune.
Die beiden auf dem Bild wollen gern demnächst gemeinsam kochen und anschließend eventuell eine Familie gründen. Unten links steht bereits die selbstgebaute Gurkenraspel.
Leider haben die beiden ihre Pläne geändert und sind essen gegangen, die Gurkenraspel wurde gebaut. Der Herr Architekt nennt es geile Lochfassade mit Faschen als chices Gestaltungselement. Die Presse sagt Scheißschartenfenster äh Schießschartenfenster. Ich sage faschistische unmenschliche Architektur. Wäre nach Amnesty International für einen Knast nicht akzeptabel. Anforderungen an den sozialen Wohnungsbau in der DDR hätten diese Blöcke nicht erfüllen können. Besonnung ist nach DIN 5034-1 nicht ausreichend. Aber wo kein Kläger, auch kein Richter. Der Investor sagt Hauptsache billig, viele Quadratmeter. Qualität scheissegal. Leute sollen froh sein, wenn sie ein Dach über den Kopf haben. In Berlin vermietet sich alles, in Pankow sowieso.
Ich habe einer Flüchtlingsfamilie aus Syrien bei der Beantragung einer der Sozialwohnungen bei der Wohnungsverwaltung Gesobau geholfen. Die Familie mit 3 kleinen Kindern wollte gerne vor dem Winter aus ihrer Einraumwohnung in eine etwas größere Wohnung. Bei mindestens 30 Bewerber je Wohnung würden sie leider nicht begünstigt.
Wenn den Mietern ihr Haus nicht gefällt, können sie ja die Häuser gegenüber anschauen. Für ein Balkonkonzert ist die Fassade auch ideal.
Für 351 Wohnungen, werden viele Mülltonnen gebraucht. Ist ja klar, daß dann nicht mehr so viel Platz für Grünflächen und Spielplätze übrig ist. Spielplätze sind sowieso zu laut. Mülltonnendeckel zwar auch, aber die schmalen Fenster sind auch dreifach verglast und schallgedämmt.
Einen Tag werde ich es in Berlin noch aushalten, bevor ich noch ganz gaga werde. Eine Fahrt mit der S-Bahn ist schon der Härtetest. Die Fahrt nach Potsdam in der fast leeren Bahn war okay. Die Rückfahrt bis Ostkreuz ging auch noch. Alle setzten sich mit Abstand zueinander. Je ein Platz pro Vierergruppe war besetzt. Viele trugen Mundschutz. Ab Hauptbahnhof verdichtete es sich auf 2 Menschen pro Vierergruppe, diagonal besetzt. Da es mal wieder eine Streckensperrung gab, wurde es am Ostkreuz knackevoll. Die Mundschutzträger wurde fast panisch. Bis zur nächsten Station habe ich die Luft angehalten, dann ganz schnell raus.
Habe mich mit Carola am Wasser getroffen. Sie ist inzwischen 4 Wochen zu Hause, macht Homeoffice in ihrer Single-Wohnung. Sie hat einen Balkon und kann auch auf der Halbinsel Stralau am Wasser Gassi gehen. Die Nachbarn gehen mit der Zeit aber doch auf den Keks. Es wird auch genau geschaut, ob jemand Besuch bekommt und denunziert.
Wir setzten uns mit Abstand auf eine Bank. Wir haben gequatscht und Enten beobachtet. An uns rannten die Jogger vorbei. In der Nähe gluckten die Obdachlosen zusammen. Man merkt, dass es den Menschen langsam reicht. Abends im Fernsehen wird berichtet, dass die Leute in Meckpomm die Berliner nicht in ihre Ferienhäuser lassen, denunzieren, Reifen abstechen, krass.
Im Buchshop am Bahnhof ist plötzlich Nora Tschirner bei der Gala und Bunte auf der Titelseite und spricht von Depressionen. Häh? Seit wann öffnet sie sich der Klatschpresse?Anders: Nora Tschirner erzählt im Podcast bei Matze Hielscher über 1 Stunde über ihre Quarantäne-WG mit mehreren Erwachsenen und Kindern, Ängste, zugeben von Schwächen und die Klatschpresse hat ein paar Sätze aus dem Zusammenhang gerissen.
Ja okay, sie erzählt auch, daß Weimar eine Blase ist. Berlin ist halt eine Großstadt, ein empfindliches System und im Moment sind viele kurz vorm Lagerkoller. Obwohl Pankow und Prenzlauer Berg auch Blasen sind. Nix wie weg hier, zurück in die Kleinstadt im Thüringer Land. Wer hier keine Depressionen kriegt hat doch ne Macke…
Übrigens: Ich bin eine Weimaranerin! Michael ist ein Weimaraner. Jetzt kommt bitte niemand mit dem Spruch: Aber ein Weimaraner ist doch ein Hund! Na und? Weimarer! Wie blöd klingt das denn? Ein Hannoveraner ist auch ein Pferd. Haben die Einwohner von Hannover ein Problem damit? Das habe ich noch nicht gehört.
Diesen Weimaraner habe ich vor 6 Jahren in Ungarn in einem Café getroffen
Wieviel Lebenszeit habe ich schon mit Diskussionen um dieses Thema verschwendet?
Im Restaurant „Anno 1900“ kamen wir mit der Chefin ins Gespräch und zufällig auch auf das Thema. Sie sagte, dass das so eine Grammatikregel aus der DDR-Zeit ist. Zu den Literaturtreffen sagen die Fachleute, dass man Weimaraner auch zu den Einwohnern der Stadt sagen kann. Sie macht es auch so. Alles klar! Sie muss es ja wissen, ihr Mann ist zwar Franzose aber deutscher Schriftsteller. Als wir gingen, kam Dominique Horwitz uns entgegen. Ihn haben wir nicht um eine Zweitmeinung gebeten. Wir mussten noch schnell ins Theater zur Nachmittagsvorstellung „My fair Lady“
Gestern bei radioeins habe ich von Hajo Schumacher gehört, dass er aus Münster ist, also ein Münsteraner und Journalist. Seine Meinung zu dem Thema würde mich auch interessieren und könnte mich eventuell umstimmen. Vorerst bleibe ich Weimaranerin und nicht Weimarerin.
In den Medien höre und lese ich, daß es Familien gibt, die nun unter den Ausgangsbeschränkungen leiden. Bei einem unserer Spaziergänge habe ich in einem Garten am Grundstücksende ein schönes kleines Haus gesehen. Darin lag noch Bettzeug. Eventuell ist da jemand dem häuslichen Konfliktherd ausgewichen.
So eine Gartenhäuschen nicht allzu weit entfernt von sanitären Einrichtungen und dem häuslichen Kühlschrank kann in diesen Zeiten die Lösung für manche Familie sein. Mir sind dann noch sehr viele schöne Ausweichquartiere aufgefallen.
An diesen Ostertagen handeln die Gespräche oft davon, wie es nach Ostern weiter geht. Ich fange auch allmählich an zu überlegen, was ich beruflich in nächster Zukunft machen werde. J. hatte eine tolle Idee, ich könnte doch Hasenstallarchitektin werden.
Das kam so: An den Ostertagen habe ich in einem Garten bei Freunden ein richtig schönes Hasengehege gesehen.
Die Kinder von J. haben auch Hasen und noch kein schönes zu Hause im Grünen, noch sind sie in ihrem Winterquartier. Ein Umzug in den Garten ist in Planung. Das könnte mein erstes Projekt werden.
Die Hasen von Heidi haben zwar schon ein schönes zweigeschossiges Haus. Bis jetzt haben sie aber nur ein quadratisches Stück Rasen als Auslauf. Mein kleines zweigeschossiges zu Hause wurde vom Weimarer Volksmund in den ersten Jahren als „Karnikelstall“ bezeichnet. Von daher weiß ich, dass ein eigener kleiner Freisitz, Austritt, Auslauf, Garten sehr wichtig sind.
Der Mensch braucht wie der Hase einen Platz zum Essen, zum Liegen, mal Schatten, mal Sonne, was Grünes. Mein Gärtchen ist jetzt sogar so groß, dass ich Besuch unter Einhaltung der Abstandsregeln empfangen kann. Judith arbeitet im Klinikum in meiner Nähe. Ich habe ihr angeboten in der Mittagspause mal vorbei zu kommen. Während unserer Fahrradtour auf den Ettersberg hätte sich Michael schon ganz gern zwischendurch bei einem Kaltgetränk erfrischt und ich eine Kaffeepause gemacht. Judith hat in der Zeit Bilder von ihrem gebackenen Kuchen ins Netz gestellt. Meine spontane Besuchsanfrage musste sie leider ablehnen, weil wir auf ihrem Balkon den Abstand nicht einhalten können und die Nachbarn auch sehr darauf achten, bei sich und den anderen. Okay, wir wollen ja auch nicht, dass die Fallzahlen nach Ostern wieder schneller ansteigen.