Thüringen

Wandern für Regen

„Klimaerwärmung und Waldentwicklung am Thüringer Drei-Türme-Weg“ war das Thema der jährlichen Wanderung.

Auf dem Hainturm konnte die Aussichtsplattform betreten werden. Der Blick durch die Zinnen nach unten ist schon möglich.

Der Turm wurde 1828 auf freiem Feld errichtet. Vor hundert Jahren gab es in Thüringen ungefähr 25% Waldfläche, heute sind es ungefähr 33%, es könnten aber 45% sein. Inzwischen steht er zwischen hohen Bäumen. Eine schmale Blickachse, lässt einen kleinen Durchblick zu. Wenn das Herbstlaub gefallen ist, könnte Ende des Jahres ein Blick in die Landschaft möglich sein. So nach und nach werden noch ein paar Buchen geerntet und der Blick zum Carolinenturm ist frei.

Wolfgang Grade informierte an mehreren Stellen über die Waldentwicklung, die Auswirkungen der Trockenheit, zeigte abgestorbene Fichten, erzählte von vielen Schädlingen. Das war teilweise etwas deprimierend. Auf dem Kötsch konnte er uns die positive Entwicklung eines Nadelwald zum Dauerwald anschaulich erläutern. Unter dem Baumkronendach der Nadelbäume, wachsen 15 verschiedene Baumarten mit unterschiedlichen Entwicklungsstrategien.

Die Sicht vom Carolinenturm war nicht so superklar, der Himmel mit Wolken verhangen…

…die ersten Tropfen fielen auch gleich aus den fetten Wolken

Nach 19 km Wanderung stiegen wir auf den dritten Turm, den Paulinenturm. In allen Richtungen waren nur Regenwolken zu sehen.

Am Ende standen wir dann alle bei bestem Wetter im Regen und lauschten noch den letzten Erläuterungen zu naturgemäßer Waldwirtschaft. In Berlin wurde in der Zeit gegen Corona demonstriert, wir haben unser Immunsystem gestärkt und sind erfolgreich für Regen gewandert. Das war der Beginn eines Dauerregens, über Nacht kamen in Weimar ungefähr 60 mm Niederschlag runter. Meine Regentonne läuft nun über, na hoffentlich läuft die Ilm nicht auch über.

Zum Abschied unser Tour „Wandern für Regen“ haben wir noch einen Baum umarmt und einen Flyer von ANW mitgenommen. Darin sind viele Gedanken zum Umgang mit dem Wald kurz und knackig dargestellt und lustig illustriert. Viele Fragen sind offen. Warum wird der wirtschaftliche Erfolg an den geernteten Festmetern Holz und Holzpreisen gemessen? Thüringen wäre wahrscheinlich ein reiches Land, wenn die lebenswichtige Sauerstoffproduktion abrechenbar wäre.

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Weitersroda

Letzter Abend beim Festival in Rudolstadt bei den Bauernhäusern auf der Bank unter der Linde. Der Liederkreis aus Köln sang noch ein paar Volkslieder an. Plötzlich kam aus dem Nichts Prinz Chaos II. in weißem Gewand jedoch ohne Pferd und gesellte sich zu uns. Sang uns ein Lied von einer Partei, die er wählen würde. Erzählte uns mit seinem bayerischen Akzent, dass er wie wir auch in einem Einparteiensystem groß wurde und nun eine Anarchomonarchie auf Schloss Weitersroda gegründet hat. Zum Schluss sang er noch: „Auf, auf zum Kampf…. dem Karl Liebknecht haben wir’s geschworen, der Rosa Luxemburg reichen wir die Hand“ …überreichte uns seine Visitenkarte und entschwand.

War das ein Traum? Nein, er ist sogar unter dem Namen Florian Kirner als Liedermacher und Kabarettist im Internet präsent. Ein Buch „Leichter als Luft“ ist auch von ihm erschienen. Nun waren wir mal an seinem Schloss gleich hinter Hildburghausen.

Hier residiert Prinz Chaos II.

Das Festivalgelände des Paradiesvogelfest ist im Schlosshof. Leider konnten wir nur vom Zaun aus lunsen. Fotografiert haben wir es nicht. Das Schloss wird schon mehr als genug von Eindringlingen und Drohnenflügen in seiner Ruhe gestört. Wir sahen vom Rand lustige Bühnen und Bauten aus Holz. Das Programm für das Festival 2021 steht schon http://www.paradiesvogelfest.de

Der Zentrale Busbahnhof von Weitersroda, gleich an Schloss und Kirche.

Galerie und Kunsthandel in Weitersroda

„Glaube niemals was Du gehört hast“ Goethe

Hat Goethe das wirklich gesagt oder geschrieben? Hab ich nie gehört. Naja im Grunde hat er sowieso alles gesagt. Vielleicht hat er den Spruch dem Besitzer damals gesagt und er hat es gleich in Holz geschnitzt.

In der Metzgerei Marc Sauerbrey haben wir uns noch für unser Picknick eingedeckt. Die Pferdeklopse in der Büchse mussten wir auch zum Probieren nach Weimar mitnehmen. Die hat bestimmt Goethe auch schon auf seiner Durchreise gegessen.

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Seebach

…ist ein ehemals kleines Kuhdorf mit 900 Einwohnern in einem Tal. Eine Strasse führte am Berg vorbei. Ende der 60er Jahre wurde die Umgestaltung zu einem „sozialistischen Dorf“ begonnen. Eine neue Strasse wurde durchgeführt, eine große Fabrik vor den Wartberg gesetzt und Wohnblöcke für die Beschäftigten und ihre Familien zwischen die kleinen Häuser gesetzt. Einwohnerzahl stieg auf ca. 3.500 plötzlich.

(Den Artikel aus der „Architektur der DDR“ muss ich mal finden)

Meine Eltern sind mit mir und meiner Schwester aus Gotha in eine Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung mit 52 qm gezogen. Küche mit Durchreiche und innenliegenden Bad und Balkon.

Der Balkon war im Süden. Ungefähr 20 Familien hätten mir beim Sonnen zuschauen können, wenn ich mich dort in die Sonne gelegt hätte, wenn sie geschienen hätte und bis sie hinter dem Querblock verschwand.

Das Foto habe ich 1971 aus meinem Kinderzimmerfenster gemacht. In dem Hof unter mir lagerte das Material von Nebengebäuden, auf dessen Grundfläche jetzt unser 80 m lange Fünfgeschosser stand. Ich konnte gemütlich von meiner Fensterbank beobachten, wie der Mann aus dem Haus seine Karnickel fütterte und in seinem Garten arbeitete.

Auf dem Berg gegenüber bin ich im Winter mit Schlitten oder Skiern gefahren. In einem Sommer saß dort öfters eine Malerin und hat einen Gesamtblick auf das Dorf mit den Neubaublöcken gemalt. Das Bild hing dann in der Bibliothek. Wo ist es jetzt?

Die Malerin Veronika Wagner (VW) ist mit ihren vielen Bildern nach über 50 Jahren von Berlin in das Haus ihrer Familie zurück und hat es zu ihrem neuen zu Hause gemacht. Von ihrer Miniveranda hat sie auch einen schönen unverstellten Blick mit der Scheune, die auch auf meinem Foto zu sehen ist.

Meine Schulfreundin ist auch eine der wenigen Ureinwohner von Seebach. Ihr Garten lag früher am Dorfrand und nun führt eine Bundesstrasse direkt am Gartentor vorbei. Der Blick auf den Wartberg ist durch das Fabrikgebäude mit einem leuchtend grünen Schriftzug „DECKEL-MAHO“ verstellt.

Im Garten meiner Schulfreundin war es trotzdem sehr gemütlich und lustig. Um 23 Uhr leuchtete die Schrift nicht mehr und es fuhren keine Autos. Ihr Sohn aus Erfurt war mit seinen 3 Kindern da. Er fühlt sich in Seebach zu Hause und arbeitet in Erfurt. Am nächsten Tag musste er arbeiten. Ach, fährt er dann nach Erfurt? Nein, er macht Homeoffice, in Seebach, da wo er geboren wurde und groß geworden ist und das Haus seiner Vorfahren ist. Von seinen Schulfreunden aus den Blöcken ist kaum einer noch da und kommt auch nicht mit den Kindern in den Ferien.

Der Weg von dem meine Freundin als Kind in den Wald konnte, ist auch schon lange durch die Maschinenfabrik versperrt. Das stellten wir auch fest, als wir vom Klubhaus mal kurz eine Runde laufen wollten. Der Weg über die Blumenwiese hinter dem Werk am Waldrand wurde uns mit der Zeit in der Sonne doch zu lang, wir fanden keinen Durchgang ins Dorf. In einem kleinen Waldstück suhlten sich Wildschweine. Irgendwann kamen wir auf die Zufahrt zum Werkseingang zu dem angeblich 600 Beschäftigte von außerhalb anfahren und wieder weg fahren. Zu dem Zeitpunkt war es sehr ruhig, wegen Kurzarbeit und Betriebsferien. Wir hofften, daß dies für uns keine Sackgasse ist und es eine Verbindung zum Dorf gibt. Wir fanden dann auch noch einen offensichtlich wenig begangenen Pfad.

Als wir die fehlende Wegebeziehung vom Dorf in den Wald in einer Unterhaltung bemerkten, fragte der Besuch aus der Großstadt, wozu denn jemand aus dem Dorf in den Wald sollte, ist doch nicht nötig. Das hat natürlich auch den Vorteil, dass die Wildschweine nicht ins Dorf kommen.

Wie geht es weiter mit Seebach? Es gibt Studenten von der Uni in Weimar, die Studien machen. Von einem Mehrgenerationshaus ist die Rede. Ein Planungsbüro in Weimar ist mit Konzeptentwicklungen beauftragt. Was ist mit der alten Uhrenfabrik? Mirko erzählte von Ideen zu einem Kunstraum. Na das wäre doch vielleicht auch was für VW (Veronika Wagner). Es gibt keine Gaststätte, keinen Treffpunkt. Der ehemalige Zentrale Platz zwischen Schule, Turnhalle und „Kinderkombination“ mit untermauertem Dienstleistungszentrum und der alten Dorfkirche mit Blickachse zum Werktor, einer Skulptur und einer Blumenuhr ist jetzt ein Parkplatz.

Die Sparkasse zu der ich mein erspartes Taschengeld trug, war davor ein Bäcker und wurde inzwischen denkmalgerecht saniert und ist jetzt eine „Heimatstuben“. Dort werden alte Alltagsgegenstände und die Geschichte von Seebach gezeigt. Die alte Singernähmaschine von meiner Oma aus Gablonz steht da auch.

Das Haus meiner Großeltern in Jablonec (Gablonz). Heute steht ein Wohnblock drauf.

Gegenüber haben „Zugezogene“ ein altes Fachwerkhaus umgesetzt und einen Bauerngarten angelegt. An der alten Dorfstrasse vor den alten Häusern sind „Gärten des Grauens“ mit Schotter zu sehen. An einigen Hängen am Dorfrand pflegen die Leute aus den Blöcken ihre Kleingärten. Für bauwillige junge Familien gibt es keine Grundstücke.

Im ehemaligen Fleischerladen steht jetzt ein Dönerspieß. Vielleicht kommt ja noch ein Zugezogener oder Rückkehrer und eröffnet eine Gaststätte. So wie in Ummerstadt.

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Thüringen

Ummerstadt

…ist nicht etwa die Hauptstadt von Lummerland. In einem hintersten Zipfel und drei Seiten von Grenze umschlossen, lag vor über 30 Jahren Ummerstadt. Heute liegt es mitten in Deutschland. Letzte Woche haben wir es auf einer Tour durch Südthüringen besucht.

Der alte Gebäudebestand an Fachwerkhäusern ist zum größten Teil saniert.

In den Seitengassen stehen noch unsanierte Gebäude.

Michael Stoll ist Küchenchef und Inhaber der Bürgergastronomie. In seinem Café bekamen wir leckere Gemüsesuppe, selbst gebackenen Kuchen und Limonade. Er erzählte uns von seinem neuen Leben in Ummerstadt nach vielen Jahren in Großstädten und anderen Ländern und dem wachsenden Tourismus in der kleinen Stadt und seinen geplanten und laufenden Projekten http://www.buergergastronomie.de

Er musste noch zu einem Pressetermin. Am 16.August sendet der Bayerische Rundfunk einen Beitrag über Ummerstadt.

Die Bank ist eventuell inspiriert von den Skulpturen von Niki de Saint Phalle. Die beiden Herren im Hintergrund kamen aus Hessen zu Besuch und erkundeten Thüringen. Sie stellten uns viele Fragen zum Leben in der DDR, wofür sie sich nach eigener Aussage nie interessierten, als es sie noch gab. Das merkte man auch.

Für unsere nächste Station Coburg empfahlen sie uns unbedingt den Verzehr einer Rostbratwurst auf dem Marktplatz. Als wir halb 6 dort ankamen und uns auch an dem Bratwurststand anstellten, waren leider die Würste auf dem Holzkohlegrill ausverkauft. Der Grillmeister hatte auch keine Lust mehr, noch welche für die neuen zahlreichen Kunden in der Schlange aufzulegen. Na gut, dann gehen wir halt in das nächste Café. Auch dort konnten unsere Bestellungen nicht mehr aufgenommen werden, weil die Kaffeemaschine schon gesäubert wurde und die Bedienung auch „mal Feierabend haben will“. Schlechte Gastronomie und unmotiviertes Personal kennen wir zwar, haben es in Thüringen aber lange nicht mehr erlebt. Mir fielen die kritischen Anmerkungen von Besuchern aus anderen Bundesländern ein, die den Eindruck hatten, dass die Marktwirtschaft hier noch nicht angekommen wäre, sie den Eindruck hätten hier wollen die Hotels und Gaststätten keinen Umsatz machen und der oft gehörte Satz „die müssen noch viel lernen“.

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Thüringen

Himmelfahrtstag – Ein grüner Donnerstag

Vor einem Jahr zu Himmelfahrt war ich mit Hermine, Heidi und Leander ein paar Tage in Berlin. Wir streiften ziellos durch Kreuzberg, Friedrichshain. Besetzten die erste Reihe im Doppelstockbus und fuhren quer durch die Stadt. Am Spreeufer schauten wir auf die Schiffe und sahen wie die Männer an ihrem Feiertag die Fische fütterten. Diesen ekligen Anblick wollten wir uns in diesem Jahr ersparen.

Letzte Woche habe ich unter meinem Kirschbaum mit vielen grünen Kirschen in meiner grünen Hängematte dieses grüne Buch über „Unser schönes Thüringen“ gelesen. Dem Klappentext ist fast nichts hinzuzufügen.

Mehr als Bratwurst und Klöße

Thüringen, ein Land mit 1000 Facetten. Johannes Wilkes lässt aus den gesammelten Mosaiksteinen ein buntes Bild entstehen. Seine humorvolle Entdeckungsreise beschreibt nicht nur kulinarische Köstlichkeiten, liebliche Landschaften und kostbare Kunstschätze, sondern weiß auch von Bräuchen, Liedgut und Dialekt zu berichten. Gewitzt nähert er sich der thüringischen Seele. Und läßt nicht zuletzt Dichtern, Erfindern, Helden, Künstlern und Sportlern mit thüringischen Wurzeln viel Raum. Eine Fundgrube für jeden Thüringen-Liebhaber!
Das ultimative Handbuch für alle Thüringer und Touristen, die das grüne Herz Deutschlands entdecken wollen.

Wir hatten eine Einladung zu einer Freundin aus der Kinderzeit von Hermine in den Garten. Also packten wir Grillgut in eine Kühlbox und fuhren in den Norden von Weimar in Städte und Dörfer die in keinem einschlägigen Reiseführer erwähnt werden, nicht einmal in den 300 Seiten Text „Unser schönes Thüringen“. Da es dort auch kaum Gaststätten und Biergärten gibt, werden wir auch keine wandernden Männergruppen antreffen.

Buttstädt – Die Stadt mit dem schiefen Kirchturm direkt an der neuen ICE-Strecke, wo der ICE mit 300 km/h vorbei fährt

In Eßleben wollten wir nur mal kurz auf den Friedhof zu Hermines Vorfahren. Bei ihrer Schwester war grad das Gras gemäht. Bestes Futter für Heidis Hasen. Nach dem Wenden ließen wir das Heu noch etwas in der Sonne trocknen und gingen durch das Dorf…

…mit einer kleinen Kirche, einem Dorfteich und dem Eßbach in dem es Krebse gibt.

Auf dem Gehöft von Hermines Großeltern wurde zu ihrer Hochzeit vor ungefähr 23 Jahren ein Gingko gepflanzt. Er kollidiert inzwischen mit dem Nachbarbaum. Ihre Schwester würde ihn gerne beseitigen, aber ihr Schwager will den Baum erhalten. Während das Heu eingesackt wurde, hing ich meine Hängematte auf und konnte im Schatten des Gingko Siesta halten. Der Gingko ist zweistämmig, der eine Stamm wächst schön grade hoch, der zweite ist schräg abgedriftet. Der könnte gestutzt werden, die Ehe ist inzwischen auch geschieden. Oder lässt man ihn doch lieber so schief stehen? Womöglich geht der gerade Stamm dann auch ein. Das muss ich mal meinen Neffen fragen. Er hat ein paar Semester Forstwirtschaft studiert, er könnte das wissen oder zumindest die Risiken und Nebenwirkungen kennen.

Unten in der Mulde liegt Hardisleben…

…dort ganz versteckt an einem kleinen Bach ist die Idylle von Judith mit allem was an einem himmlischen Tag gebraucht wird: Bäume für die Hängematte, Bänke, eine kleine Hütte mit Küche und Kühlschrank für Grillgut, eine gefüllte Weinbar, ein Grill… Judith ist auch eine super Grillmeisterin, dadurch ging es auch mal einen Tag ohne Männer. In der Nähe rief die ganze Zeit ein Kuckuck und auf der anderen Seite des Bach gackerten die Hühner, aber wir acht Frauen und Mädchen lachten auch viel, besonders die eine.

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Grüner Wohnen, Thüringen

Tag 20 zu Hause – Erster Ferientag für Lehrer

In den letzten Tagen habe ich mich etwas abgeschottet von den Medien, kein Radio wenig Fernsehen. Am Sonntag schaltete ich mal wieder radioeins an. Die beiden Moderatoren sahen die Veränderungen in ihrem persönlichen Leben nur positiv. Sogar die Zeit mit ihren Kindern genießen sie. Die beiden Quasselstrippen haben bestimmt auch sehr quirlige Kinder. Schulfrei bis zu den Sommerferien wäre für sie vorstellbar.

Vor einer Woche habe ich mit meiner Nachbarin in Coppanz einem kleinen Dorf bei Jena gebrauchte Möbel abgeholt. Ich hatte Zeit mir das idyllische Dorf anzuschauen.
Ein Haus gefiel mir besonders gut. Hinter den Terrassentüren sah ich ein junges Paar am Laptop. Ich war sehr neugierig und musste sie stören. Wer das Haus geplant hat, konnten sie mir nicht beantworten. Das ist das Haus ihrer Eltern, die verstorben sind. Sie sind aus Berlin zu Besuch hier um den Verkauf abzuwickeln. Das passt grad ganz gut, sie fühlen sich in dem Haus und Dorf sehr wohl. Mit dem Fahrrad ist Jena über einen 3 km langen Weg zu erreichen. Die Internetverbindung ist super. Der Mann kann im Homeoffice arbeiten. Die Frau beschäftigt grad ihre Schüler in Berlin, sie kann sich das bis zum Sommer vorstellen.

Jetzt kann sie ihren Laptop zuklappen und auch den Garten, die Obstwiesen, den Wald und die Landschaft geniessen. Endlich Ferien!

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Thüringen

Tag 17 zu Hause – Festival 2020

An meiner Magnettafel hängen einige Tickets für dieses Jahr. Habe mich auf 3 Konzerte im Mai im Köstritzer Spiegelzelt gefreut. Das Festival wurde schon länger abgesagt.

Teresa und U. und C. und M. aus Köln kommen seit vielen Jahren zum Rudolstadt-Festival. Auf dem Zeltplatz unter den Bäumen im Unterholz vereinen sich Weimaraner und Kölner und Kölnerinnen mit ihrem unterschiedlichen Humor im sogenannten „Dschungelcamp“. M. macht jeden Morgen Westkaffee C. holt DDR-Brötchen und die Süddeutsche.

Am 14.03. schreibt C. Köln: „“Keine Westkontakte!“-Greift in den neuen Bundesländern das bewährte Mittel zur Gefahrenabwehr?“

Ich weiß es nicht. Vergleiche mit der Geschichte finde ich schwierig. Wir hatten zu dem Zeitpunkt in Weimar 2 Infizierte, die aus Südtirol zurück kamen. Vielleicht ist kein Besuch aus dem Risikogebiet im Westen von Weimar für eine Weile besser. Aber wir schicken gerne ein Paket, wenn es an irgendetwas fehlen sollte. Die Kölner jammerten und wollten am liebsten gleich nach Thüringen kommen. Das geht bestimmt bald wieder, aber jetzt müssen sie noch ein paar Tage zu Hause bleiben und dann sehen wir uns gesund und munter in Rudolstadt.

Am 21.03. schreibt C. aus Köln: „Rudolstadt-Ticket Vvk vorerst eingestellt“

Mein Vorschlag: „Bitte nicht ausfallen lassen. Man könnte doch die Einreise regeln: nur für R2G, nachweislich ohne CDU-Vergangenheit, mit Ausnahmeregelung für wahre Christen, AFDP braucht garnicht erst anfragen, nach überstandener Grippe bzw. durch einen 14-tägigen Aufenthalt in einem Übergangslager in Saalfeld…..“

Das ist der aktuelle Stand:

Wir hoffen es auch weiter. Die Verleihung der RUTH an eines der spannendsten Weltmusikprojekte die es hierzulande gibt, würde uns ansonsten entgehen. Ein Karnevalsverein Humba e.V. aus Köln. Sind die Jeck, die vom Rudolstadt-Festival? Sie sagen Nein.

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Lessingstrasse, Thüringen

Tag 17 zu Hause – Neues aus der Lessingstrasse

Die „Lindenstrasse“ wird seit 29. März nicht fortgesetzt. Sie wurde in Köln produziert. Vor ein paar Tagen kam bei uns Einwohnern der Lessingstrasse eine Drehanfrage aus Köln. Ich habe erstmal Interesse an einer Zusammenarbeit gezeigt. C. aus Köln hat mich gewarnt, ich muß genau schauen, worauf ich mich einlasse. Das Konzept liegt derzeit zur Weiterbearbeitung beim MDR, sobald es mir vorliegt, werde ich mir eine Zweitmeinung im Mediensumpf Köln einholen. Bei den Dreharbeiten als Komparse beim Tatort und der Serie „Eine neue Zeit“ habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Ich bin zwar arbeitslos und werde mich nun auch nicht mit Jobs als Komparse über Wasser halten können, aber trotzdem werde ich nicht jedes Angebot annehmen.

Wie in der Lindenstrasse kommen auch in der Lessingstrasse die neuesten Nachrichten herein. Jeden Morgen darf ich mir bei meinen Nachbarn die TLZ aus dem Briefkasten fingern. Ich lese bei einem Kaffee die lokalen Nachrichten und bringe die Zeitung dann säuberlich gefaltet zurück.

Schon gestern gab es viele sehr gute Nachrichten für Thüringen und auch für unsere Freunde in Köln. Thüringen bereitet sich auf Sommerurlauber vor. Liebe Kölner Freunde, bucht bevor der große Ansturm der verhinderten Kreuzfahrttouristen, Abenteuerreisenden und Billigflugreisenden beginnt. Ich kann auch Reservierungen für mein Gästezimmer entgegen nehmen. „Mehrheit für Rot-Rot-Grün“ und „Meuthen-Idee spaltet AfD“ sind auch keine beunruhigenden Nachrichten.

Heute „Corona-Antikörpertest aus der Senova Weimar“ –

„www – Wir waschen weiter“ – der Reinigungsservice bleibt geöffnet, Nicole Bemmann ist optimistisch „Ist man gut, spricht es sich herum, ist man schlecht, noch mehr“ ja so ist das in Weimar.

„Ziemlich beste Geschwister“ von Sabrina Rebecca Heinke eine Bloggerin und Sachbuchautorin aus Thüringen ist erschienen, ein Ratgeber für alle Familien mit mehr als einen Kind. Werde ich gleich mal in der Eckermann-Buchhandlung bestellen und verschenken.

„“Traumschiff“ muss Dreh abbrechen“ – als Alternative war ein Low-Budget-Projekt im Gespräch, Dreharbeiten im Traumland Thüringen mit dem Arbeitstitel „Im Paddelboot die Ilm entlang“ – wurde aber abgelehnt.

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Thüringen

Tag 15 zu Hause – Heute kein Aprilscherz

Vor zwei Wochen waren in Weimar alle Museen geschlossen, bei schönstem Wetter die Aussenplätze leer, keine Touristen in den Hotels. Ausser drei Touristen die fleissig fotografierten und vermutlich aus Asien zu Besuch waren, trug noch niemand einen Mundschutz. Es gab zu dem Zeitpunkt 2 Coronainfizierte die aus Südtirol sofort in Quarantäne gingen. Die ganze Situation war sehr surreal. Eine richtige Bedrohung nicht erkennbar.

Die Bilder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sahen sehr bedrohlich aus. Erste Verschwörungstheorien machten die Runde und Fake News wurden entlarvt. Was ist hier los? Bin ich in einer Art Truman-Show? Oder ist Thüringen das grüne Herz Deutschlands ein Riesen-RTL-Dschungelcamp? Aus Köln kam tatsächlich ein Drehanfrage in der Lessingstrasse an. Jetzt bloss nicht den Verstand verlieren! Entspannt bleiben! Nicht provozieren lassen! Abstandsregeln einhalten! Ich will ins Finale.

Vielleicht ist alles auch nur ein großer Aprilscherz? Ich habe die TLZ gleich früh von meinen Nachbarn ausgeborgt und sie durchsucht. Leider keine Entwarnung im Gegenteil, die Regeln sollen verschärft werden. Jena und Nordhausen führen Mundschutz-Pflicht ein. Das und alle anderen Nachrichten sind in diesem Jahr erstmalig kein Aprilscherz.

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