Zum Jahresbeginn wurde der elfte Tatort aus Weimar ausgestrahlt. Die Dreharbeiten wurde gerade noch rechtzeitig am Freitag den 13.März 2020 vor Ausruf der Pandemie abgeschlossen.
Wie bei jeder Folge war ich am Ende erstmal völlig verwirrt, von den ganzen skurrilen Szenen und Wendungen. Diesmal ist also Lessing erschossen worden, aber der Zuschauer, zumindest ich, hat nicht gecheckt, dass er nun als Geist weiter mitspielt. Als Weimaranerin achte ich bei der ersten Sichtung zu sehr auf die Location’s und versuche sie zu erkennen. Die schwarze Villa habe ich natürlich gleich erkannt. Die Zuschauermeinungen waren mal wieder sehr divers, von „blödsinnig“ und „schrecklich“ bis „der allerbeste ever“, „sehr ernst“. Überrascht hat mich die tiefe Traurigkeit mancher Zuschauer wegen Lessings Ausstieg. Diese Emotionen kamen bei mir wahrscheinlich nicht an, weil ich den Weimar-Tatort von vornherein nicht so ganz ernst nehme, ist ja sowieso nur ein Film. Über die extrem albernen Szenen mit Lupo und Stich sehe ich hinweg, ohne mich aufzuregen. Was mich aber genervt hat, war die seltsame Steckfrisur von Kira in den ersten Folgen. Diesmal hatte sie aber sehr schöne Haare und eine gute Maske. Auch die Pullover muss ich mir nochmal genauer anschauen. Die Ausstattung ihrer Wohnung gefiel mir auch diesmal und ganz besonders die Teller.
Christian Ulmen hat auf eigenen Wunsch den Weimar-Tatort verlassen. Er braucht mehr Zeit um den Bekloppten in Jerks zu spielen, anstatt den feingeistigen Lessing. Kann ich akzeptieren. Ich glaube Christian Ulmen mag unsere piefige Kleinstadt sowieso nicht. Der feine Herr gab uns nur beim ersten Preview in Weimar die Ehre seiner Anwesenheit. Diese Ermahnungen „Frau Dorn!“ bei lustigen und wahren Bemerkungen von Kira waren voll die Spassbremse. Die Zitate und Statistiken gingen mir auch ziemlich auf die Nerven.
Bei jedem „Frau Dorn!“ musste ich unwillkürlich zusammen zucken. Mein ehemaliger Lieblingschef Michael Eschwe hat das ihm gleichen Tonfall auch oft gesagt, er ist auch ein ähnlicher Typ, rein äußerlich. Zum Beispiel wollte eine Bauherrin aus Karlsruhe unbedingt, dass die Toiletten vorzeitig für ein Baustellenfest nutzbar gemacht werden. Das war sehr schwierig. Ich schlug vor, dafür die vorhandenen Baustellencontainer nach einer gründlichen Reinigung zu benutzen. Frau Hartmann-Schleicher hyperventilierte daraufhin und erklärte mir, dass das für Bänker ein völlig inakzeptabler Vorschlag ist. Ich erklärte ihr, dass ich auch auf diese Toiletten gehe und sagte: „Bänker machen doch auch nur Scheiße. Oder kacken sie Marzipankugeln?“ Ein Antwort bekam ich leider nicht. Nur ein Ermahnung: „Frau Dorn!“ von meinem Chef.
Da fällt mir noch ein Beispiel ein. Wegen Termindruck musste das Parkett schnell eingebaut werden. Im Winter wurde das Bankgebäude schön geheizt und das Parkett konnte endlich austrocknen. Logischerweise entstanden kleine Risse, die von Frau Hartmann-Schleicher umgehend als Mangel angezeigt wurden. Der Parkettleger erklärte geduldig die bauphysikalischen Zusammenhänge und wie das Holz arbeitet und sich bewegt. Meine Anmerkung: „…wahrscheinlich als einzige in diesem Haus.“ wurde natürlich auch mit einem strengen: „Frau Dorn!“ vom Chef kommentiert. Ich habe aber sein heimliches Schmunzeln gesehen. Eigentlich war er ein frecher Westberliner, den er vor den Bauherren natürlich nicht rauslassen durfte. Hinterher haben wir aber über die Arroganz und Pingeligkeit mancher schwäbischer Bänker den Kopf geschüttelt.
Seit gestern ist der Drehort Weimar eingeschneit und ich war nicht die einzigste die plötzlich den Ausgang der Parkhöhle fotografiert hat, wo die Mörderin gefasst wurde.

Das Tempelherrenhaus hat schon Moby für sein Cover fotografiert, sieht aber eingeschneit nochmal besonders schön aus.

Es gab 2 und 3/4 Tote, 3/4 lag hier auf der Treppe, der angeschossene und nicht mehr vernehmungsfähige Wolle.

Wie geht es nun weiter mit dem Tatort? Im Jahr 2021 wird nicht gedreht. Das bedeutet für mich, ich bekomme keine Komparsenrolle 2021 und muss mir meinen Lebensunterhalt anderweitig verdienen. Murmel Clausen hat vom mdr den Auftrag für ein neues Drehbuch. Wenn 2022 gedreht werden soll, muss es im September 2021 fertig sein. Lessing wird auch nach Zuschauerprotesten definitiv nicht auferstehen, wie damals Bobby Ewing in Denverclan (oder Dallas? egal). Er steht eventuell als „Gespinst“ in weiteren Folgen zur Verfügung. Vielleicht kommt ja Til Schweiger als Nachrücker aus Hamburg. Die Vorstellungsszene kann gerne wiederholt werden: „Ihr Name?“, „Tschiller“, „So wie der Dichter?“, „Welcher Dichter?“. Wer weiß, wenn seine teure Actionszenen das Budget des ndr sprengen, finanziert der mdr vielleicht mal eine Verfolgungsjagd mit Sprung vom Jacob auf die Fahrzeuge irgendwelcher Ganoven. Vielleicht möchte Jürgen Vogel aber auch mal Tatort-Kommissar werden. Ihn könnte ich mir unter dem Name „Götte“ auch gut als neuen Partner von Kira vorstellen. Das wäre göttlich! Na mal sehen, was den Autoren und dem mdr so einfällt.