Nach einem ersten Kaffee packten wir Hängematte, Backzutaten und Getränke und belagerten das Ökoparadies in Holzdorf.
Die Folgen der langen Trockenheit und Hitzewelle der letzten Tag waren sichtbar. Endlich wieder Temperaturen unter 30 Grad und ein leichtes Lüftchen.
Letztes Jahr hatten Laura und Jonas den Teig geknetet. Diesmal durfte ich mich ins Zeug legen. Machte echt Spaß.
Während der Teig ruhte und der Ofen geheizt wurde, war auch noch Zeit für ein paar Runden Hula-Hoop.
Der Teig ging und die ersten Gäste kamen nach ihrem Feierabend zum „Pizzaworkshop“ und Überlebenstraining ins Funkloch ohne Stromanschluss.
Der Prototyp wurde stolz vom Bäcker serviert.
Nicht ganz rund aber sehr lecker.
Bis zum Sonnenuntergang wurden 6 kg Mehl&Co zu Pizza, Brot und Strudel verarbeitet.
Nach einem gemütlichen Abend mit einer leckeren Mangobowle an der firebowl wurden wir am nächsten morgen von prasselndem Regen an der Panoramascheibe geweckt.
Endlich wurde der Garten mal wieder richtig gegossen, bis zum Frühstück mit frischgelegten Eiern aus dem angrenzenden Stall.
Hier ist noch der Link zur Reportage „60 Jahre Umschau“ über den Jahrgang 1961, gedreht mitten in der Pandemie fast ohne Bildern mit Maske, eine große Herausforderung. Aus 3 Stunden Drehmaterial wurden 10 Minuten ausgewählt. Was nicht gezeigt wurde, erzähle ich hier.
„Ich bin in dem Jahr geboren, als die Mauer gebaut wurde.“ weitere bedeutende Ereignisse waren der erste Mensch im Weltall, die Wahl von John F. Kennedy und die Ausstrahlung der ersten Umschau. Für eine Jubiläumssendung wurden Menschen aus dem mdr-Gebiet gesucht, die in dem Jahr geboren wurden. Irgendwie wurde ich gefunden und bekam einen Anruf mit ein paar Fragen zu meinem Leben.
Dann kam auch schon die Anfrage vom Regisseur und wir haben einen Termin vereinbart. Irgendwann im Februar kam Lutz Hoffmann nach Weimar und wir quatschten ein paar Stunden, ich zeigte Bilder und dann gingen wir auch noch zum Leonardo und ich erzählte die Story über die Planung des Interhotel und wie meine Kollegen des BMK Erfurt, Außenstelle Weimar den Auftrag ablehnten und den Bau verhindern wollte. Aber es gab den Befehl von oben das erste Interhotel in der DDR selbst im Deckenhubverfahren zu bauen. Ich hab dann 3 Jahre lang an dem Bereich Bankettsaal geplant, im Prinzip zum Glück für die Schublade. Die Idee von der Parteizentrale eine Glasscheibe in den Boden des Schwimmbeckens und somit über der Nachtbar wurde nach ein paar Machbarkeitsuntersuchungen dann doch als technisch zu aufwendig bewertet. Meine Chefin hatte sich schon vorgestellt, wie sie dann als Nixe für Westgeld abends ein paar Runden im Becken dreht.
Zur Wende war nur der Rohbau fertig. Der Ausbau wurde im Standard eines Hilton-Hotels realisiert. Ich war 1992 das erste Mal zu einer Bürgerversammlung im Bankettsaal als der Bau des Tennisleistungszentrum auf dem Gelände des EOW verhindert wurde.
In diesem Jahr sollte in einer Stadtratssitzung im Saal des heutigen Hotel Leonardo über den Verkauf des Geländes an das Planungsbüro Hartung+Ludwig abgestimmt werden. Ich war beim stillen Protest dabei. Die Stadtratsmitglieder liefen an uns und unseren Schildern vorbei. Danach ging ich schnell vor den Bildschirm zur Live-Übertragung. Diese Stadtratssitzung war für mich spannender als ein Fussballfinale mit Verlängerung und Elfmeterschießen. Am Ende wurde durch eine Patt-Abstimmung der Verkauf verhindert.
Am 26.März wurde gedreht. Lutz kam mit Kamera und Ton sowie den Männern dahinter. Ich hielt auf dem Theaterplatz eine 5-Minutenrede zum EOW während des Klimastreik. Ein farbiges Outfit wurde gewünscht. Ich habe nur schwarze Wintermäntel. Von Katja habe ich mir den roten Anorak geborgt. War zwar nicht mein Stil, aber schön warm. Nach zwei Stunden war ich komplett durchgefroren, konnte den Mund kaum bewegen und war ganz blass. Als dann eine dunkle Wand kam, wurde rechtzeitig vor dem Schneetreiben abgebrochen. Die Klimastreikenden liefen unbeirrt weiter.
Im Hotel durfte nicht gedreht werden. Frühstück gab es auch nicht. Also haben wir bei mir gefrühstückt und erste Aufnahmen gemacht.
An dem Tag sollte eigentlich auch unser Mädelstreffen in Bayern sein. Das fiel aus. Wir überlegten wenigstens ein kleines Treffen in Gotha zu machen am Eingang der ehemaligen Anna-Seghers-Schule, wo dieses Foto entstand. Leider waren die Mädels kamerascheu und sagten letztendlich doch noch ab.
Vor dem Hauptgebäude der Uni erzählte ich die Geschichte von der Städtebauprüfung. Wir sollten einen Entwurf für eine Ringstraße um die Altstadt von Weimar planen und dabei bestimmte Verkehrsradien und Strassenbreiten einhalten. Dafür musste eine Trasse durch die Gründerzeitviertel gelegt werden, Gebäude theoretisch abgerissen und die Wunden durch Neubauten geschlossen werden. Die Aufgabe wurde von einigen nicht angenommen und sie verließen demonstrativ die Prüfung und bekamen eine 5 als Note. Diese Geschichte kam auch nicht ins Fernsehen.
Aus den 3 Stunden Filmmaterial wurden 10 Minuten ausgewählt und im Prinzip mein Wohnungswechsel vom Altbau zum Neubau und einer Wohnungssanierung erzählt. Ich konnte die Sendung vor Ausstrahlung nicht sehen. „Jetzt wohnt Christine allein in einem Reihenhaus, ihr Sohn wohnt in einer anderen Stadt“. Das hätte ich doch lieber als Happyend formuliert. Ungefähr so: „Christine hat in einer Gemeinschaft von 26 Familien ihre ideale Wohnform gefunden.“ Bilder mit Maske wurden weitestgehend vermieden, dadurch kam ich auch nicht mit anderen Menschen ins Bild. So wirke ich nun etwas vereinsamt. Ich hätte Lutz doch etwas eindringlicher auf unsere Siedlung hinweisen sollen.
Happy end nach dem Dreh: Erfolgreiche Petition zur vollständigen Renaturierung der Industriebrache im Hochwassergebiet und kein Verkauf an den Investor.
In den letzten Wochen fanden viele gewohnte Veranstaltungen virtuell statt oder fielen komplett aus. Über Besprechungen in Videokonferenzen war ich nicht traurig, ich sparte die Anreise und konnte auch unsichtbar für die anderen Teilnehmer an meinem Pullover weiter stricken. Auf die digitalen Angebote zur Fete de la Musique habe ich verzichtet. In der Lessingstrasse ist auch niemand dem Aufruf gefolgt und vor das Haus getreten und hat gesungen. Leider konnte ich auch keine Musiker finden und motivieren die gerne auf unserer Wiese aufspielen wollten. Ich hätte ihnen gerne ein Scheinchen in den Hut geworfen. Das Angebot an Webinaren war eine sinnvolle Alternative zu kostenintensiven Seminaren mit langer Anreise. Panoramabilder und Videos von Drohnenflügen sind auch reichhaltig im Netz zu finden.
Trotzdem ist zur Zeit der „City Skyliner“ in Weimar neben dem „Dicken“ unserem guten alten Kasseturm aufgebaut. Leider konnte ein Virus den Aufbau nur verschieben und nicht verhindern. Bei einem Kaltgetränk im Liegestuhl stört nun eine riesige drehbare Plattform den Blick in die Wolken. Darauf hätte ich auch noch gut verzichten können. Nach Dresden, Wien und Stockholm bleibt er für drei Monate in unserer Thüringer Kleinstadt und zieht dann weiter nach Innsbruck. Aus einer Besucherkabine in 70 m Höhe könnte ich mit Mundschutz auf einer blauen gepolsterten Bank sitzend auf die Stadt schauen. Sehe ich dann mehr als vom Turm der Jakobskirche oder von der Terrasse des Goethe-Schiller-Archiv? Wenn nicht der Ettersberg im Norden, Belvedere im Süden und der Webicht im Osten wären, könnte man 29 km weit schauen bei guter Sicht. Im Westen könnte eventuell Erfurt sichtbar sein. Dafür lohnt sich der Eintrittspreis von 8 Euro nicht.
Die neue Skyline von Weimar
Vom Riesenrad auf dem Rollplatz habe ich in den letzten Jahren für 2,50 Euro schon alles gesehen, was es von dem Punkt aus zu sehen gibt.
Blick vom RiesenradBlick vom Turm der Jakobskirche
Auf unserer letzten Radtour nach Ottstedt konnten wir beim Picknick auf einer Blumenwiese über Erfurt drüberweg bis zum Inselsberg schauen. Das sind ungefähr 60 km Luftlinie. Was will man mehr?
Vom Glockenturm auf dem Ettersberg ist ganz Weimar in seiner Tallage und die umliegenden Höhen sichtbar.
Gegenüber auf dem Hainberg im Süden von Weimar steht der Hainturm. Der Aussichtsturm wurde auf Veranlassung der Großherzogin Maria Palowna 1830 gebaut. Die Hainturmgesellschaft hat sich in den letzten Jahren für den Erhalt und die Wiedernutzbarmachung des Turmes eingesetzt. Inzwischen ist wieder eine Treppe und ein Ausstieg gebaut. Jetzt fehlt nur noch Geld für die Montage einer Absturzsicherung und dann kann der Turm hoffentlich bald wieder bestiegen werden. Über die Geschichte und Spendenmöglichkeiten gibt es Informationen auf www.hainturm-weimar.de
Eine Wanderung über Belvedere an der Pfeifferquelle vorbei zum „Rapunzelturm“ lohnt sich trotzdem jetzt schon.